Sternabbildung – verdammtes Problem

Liebe Sternfreunde,

nach über fünf Jahren sollte es mal sein: der Hauptspiegel meines 14-Zoll-Newtons musste  gereinigt werden. Und da ich 2017 eh einmal etwas kürzer treten wollte, habe ich ihn im Sommer ausgebaut und nach allen Regeln gewaschen. Er lag dann für einige Monate in meinem Arbeitszimmer und wartete auf seinen nächsten Einsatz. Das Wetter in dieser Zeit tat sein Übriges. Der erste Einsatz kam schließlich am Ende der ersten Januarwoche 2018 und so habe ich den Spiegel wieder eingebaut. Auch die Kamera durfte mit allem Drum und Dran während dieser Zeit im Warmen dem Spiegel Gesellschaft leisten. Nun wurde alles wieder montiert, justiert und so konnte es nach kaum einer halben Stunde Schrauberei losgehen. M1, der Krebsnebel, stand auf dem Plan. Und was soll ich sagen, alles, aber auch wirklich alles lief sofort ohne geringste Probleme. Selbst bei der Justage der Spiegel musste ich kaum etwas verstellen – und das nach ca. 9 Monaten Ruhezeit. Die Aufnahme, die in diesen beiden Nächten entstand, hatte ich ja schon gezeigt. Ich war sehr zufrieden.

Der Februar bescherte uns allen eine ganze Reihe von guten Nächten – und es wurde kalt. Jetzt wollte ich mich wieder meinen bevorzugten Objekten, den Galaxien, widmen und so war ich erneut draußen. Auch jetzt lief zunächst alles nach Plan. Ich hatte eine Serie L-, R- und G-Aufnahmen im Kasten, als ich auf den Blau-Filter umstellte. Jetzt fiel mir auf, dass an hellen Sternen eine Art Strahlenkranz erschien. Hmmm…das muss anscheinend mit dem Filter zu tun haben, dachte ich. Ich habe aber dennoch einige weitere Aufnahmen durchlaufen lassen. Diese Strahlenkränze wurden aber immer heftiger. Dem muss ich auf den Grund gehen – so würde ich die Aufnahmen kaum verwenden können. Also einfach mal den Filter zurück wechseln. Aber auch mit allen anderen Filtern erschienen nun diese heftigen Strahlenkränze. Wenn es sich bei allen Filtern so verhält, dürfte es wohl kaum an einem Hindernis im Lichtweg vor der Kamera liegen.

Mein erster Gedanke war, dass es eine Verspannung des Hauptspiegels war. Ich hatte den ja für einige Zeit ausgebaut und habe ihn wohl nicht ganz korrekt wieder eingebaut. Obwohl ich diese Vorgänge bestens kenne, habe ich vielleicht doch etwas nachlässig gearbeitet. Nun gut, also habe den Hauptspiegel am nächsten Tag wieder ausgebaut und überprüft. Der saß eigentlich ganz korrekt, habe die Befestigungsklammern sicherheitshalber aber dennoch gelockert und wieder so angebracht, dass nichts auf den Spiegel klemmt. Alles wurde wieder eingebaut und justiert und die Nacht konnte kommen.

Erleichterung! Die Sternabbildung war auf Anhieb gut. Es dauerte etwa 2 Stunden, da erschienen sie wieder, diese Strahlenkränze…himmeldonnerwetternochmal. Nun gut, die Kamera ist seit fast zwei Jahren im Einsatz. Es gibt sicher nicht grundlos diese Trockenpatrone. Kann es sein, dass sich bei meiner eingestellten Kühlung von minus 17 Grad Eiskristalle bilden? Eigentlich bilden sich dabei Höfe um die hellen Sterne, nicht aber diese Strahlen. Ich habe noch in derselben Nacht eine Mail an TS geschickt und zwei Aufnahmen dieser Erscheinung angehängt. Wolfi selber antwortete umgehend. Er hätte schon alle Arten der Vereisung gesehen, die würden sich aber niemals mit diesen Strahlenkränzen auswirken. Ich habe dennoch die Trockenpatrone in den Backofen getan und bei 180 Grad drei Stunden lang „gebacken“. Sah schon albern aus, diese kleine Tablette im großen Backofen. Dank übrigens an Wolfgang Ransburg für seine prompte Reaktion – fand ich gut!

Die nächste klare Nacht kam. Nun möchte ich bei diesen guten Nächte aber auch mal wieder Ergebnissen einfahren. Deshalb habe ich die Temperatur der Kamera sicherheitshalber nun von -17 auf -12 Grad erhöht. Und tatsächlich, nach zwei Stunden erschienen keine Strahlenkränze. Auch nicht nach drei und nicht nach vier Stunden – sie kamen nach fünf Stunden und wurden nach alter schlechter Sitte von Aufnahme zu Aufnahme immer stärker. Diesen verdammten Fehler MUSS ich finden!!!

Wenn dieser Fehler vom Hauptspiegel herrührt, müsste sich das Bild verändern, wenn ich den Spiegel drehe. Denn dieser Strahlenkranz hat so etwas wie eine diagonal liegende Hauptrichtung. In derselben Nacht habe ich den Spiegel mit sehr klammen Fingern ein weiteres Mal ausgebaut und gedreht. Dabei habe ich auch die Kamera, kalt wie sie war abgenommen und auf Vereisung überprüft. An der Kamera war aber absolut nichts zu sehen. Also erneut alles anbauen. Und was soll ich sagen, der Fehler war jetzt noch deutlicher zu sehen. Und diese beschriebene diagonale Strahlenerscheinung war unverändert. Es wurde langsam mysteriös. Kann es sein, dass sich die Linsen des großen 3-Zoll Korrektors von ASA verspannen? Ich habe also meine kleine DMK-Kamera direkt und ohne jeden Korrektor montiert. Das Ergebnis war eindeutig: auch hier erschienen diese verflixten Strahlenkränze. Da bleibt jetzt tatsächlich nur noch der Fangspiegel übrig. Der ist geklebt und wird mit geringer Leistung beheizt. Seit Jahren betrieb ich meine verschiedenen Newton auf diese Weise. Und auch dieser wird seit fünf Jahren immer beheizt. Inzwischen hatte ich auch den Fön auf die wichtigsten Teile des Newtons gehalten. Und nach der notwendigen Abkühlzeit wurde das Bild wieder klarer und die Strahlenkränze an den hellen Sternen ebenso.

Was soll‘s, ich ziehe einfach mal den Stecker der Spiegelheizung ab. Da wird doch tatsächlich dieser Strahlenkranz kleiner. Leider zog nun der Himmel zu und ich konnte nicht weiter testen. OK, ohne Heizung sollte es in den meisten Nächten kein Problem sein, ohne eine Spiegelheizung zu fotografieren. Der Fehler schien also gefunden. Möglicherweise ist das Netzteil defekt und erzeugte eine zu hohe Spannung womit die Heizleistung um ein Vielfaches zu hoch sein konnte. Bei der Überprüfung stellte ich allerdings fest, dass das Netzteil gar keine Spannung mehr abgab. Das Ding ist geschrottet. Wahrscheinlich ist es beim Abziehen des Steckers nun komplett „zerschossen“ worden. Aber ohne Spiegelheizung sollte es in den meisten Nächten ja auch gehen.

Wieder stand die nächste klare Nacht an. Ein neues Netzteil hatte ich noch nicht vorbereitet. Die Kühlung der Kamera habe ich nun wieder auf ihre üblichen minus 17 Grad gestellt. Und die Nacht wurde sehr kalt. Wieder sah die Sternabbildung anfangs sehr gut aus. Dieses Mal dauerte es keine zwei Stunden, dass die Strahlen erschienen. Verdammte Axt, hatte ich jetzt nicht wirklich alles ausprobiert und überprüft?

Ich versuchte nun, meine sehr in Zweifel stehende Logik zu bemühen. Es MUSS etwas mit dem Fangspiegel zu tun haben. Dass eine fehlende Heizung zu Verspannung führen soll, hatte ich noch nie gehört. Im Gegenteil, bei meinen ersten Versuchen mit einer Spiegelheizung hatte ich Probleme wegen der zu großen Wärme. Erst als ich die Heizleistung verringerte, bekam ich wieder eine gute Sternabbildung. Es musste dringend ein neues Netzteil her und für den Anschluss vorbereitet werden. Und wieder kam eine klare Nacht. Das neue Netzteil habe ich auf 4,5 V eingestellt, womit die bisherige Heizleistung von 500 mW sichergestellt ist.

Als sich nach fast 9 Stunden noch immer keine Strahlen zeigten, war klar, was geschehen ist.

Vermutlich ist die Klebung des Fangspiegels über die Jahre verhärtet und verzieht die Glasscherbe bei größerer Kälte. In zwei weiteren Nächten konnte ich bereits wieder problemlos Aufnahmen gewinnen – obwohl nun der Mond zu einem Störenfried wurde. Das war es, der Fehler war gefunden. So ein verdammter, banaler Fehler und so eine umständliche Analyse. Dass ich in der ersten Januarwoche keine Probleme damit hatte, lag offenbar an den deutlich höheren Außentemperaturen. Ich müsste den Spiegel eigentlich neu ankleben. Solange es aber mit der Heizung funktioniert, werde ich nichts anfassen. Sie ist etwas länger geworden, diese Geschichte, war aber auch eine lange Suche.

Ist eben Astrofotografie…da gibt‘s das…

   

Sternabbildung bei Beginn

Sternabbildung nach einigen Stunden