NGC 4762 / NGC 4754
(invertiert und stark gestreckte Version)


Objektdaten


Ort / Datum :   Grasberg/Otterstein, Januar 2015
Scheinbare Ausdehnung:   8,3' x 3,5'  / 4,4' x 2,4'
Wahre Ausdehnung:    
visuelle Helligkeit:   11,1 mag / 10,6 mag
Flächenhelligkeit:   12,9 mag / 13,1 mag
Sternbild:   Vir
Entfernung:   ca. 58 Mio. Lj
Besonderheiten:    
     

Aufnahmedaten


Teleskop :   14"-Newton bei 1:4,5
Montierung :   Alt 7 ADN
Kamera:   Atik 4000 M
Belichtungszeiten:   L: 25 x 10min; R: 11x 10 min, G: 10x 10 min, B: 8x 10 min
Besonderheiten:   Info: siehe unten:
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NGC 4762 und NGC 4754

Am östlichen Ende des Virgo Galaxienhaufens befindet sich ein Galaxienpärchen, welches ich bisher nicht beachtet hatte. Beide erscheinen ziemlich strukturlos, was sie vermutlich nicht zu bevorzugten Objekten macht – zusammen sind sie allerdings reizvoll. In jedem Fall sind sie Mitglieder des Virgo Galaxienhaufens. Und es stellt sich gleich die Frage, ob es eine Verbindung durch Gravitation zwischen beiden gibt. Beide sind vom Typ SB0, was bei dieser Perspektive allein schon eine reizvolle Tatsache ist. Denn eine linsenförmige Erscheinung ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Der unterschiedlich lange Verlauf des zentralen leuchtenden Bandes in NGC 4762 könnte wohl ein sichtbares Zeichen für die Balkenstruktur darstellen. Während in NGC 4754 der Balken verhältnismäßig klar hervortritt. Dabei fällt bei letzterer auf, dass der innere Teil ca. 90 Grad verdreht zum äußeren in die Länge gezogen ist. Vielleicht ein Hinweis auf unterschiedliche Rotationsgeschwindigkeit? Die auffällig strukturlose Erscheinung beider Galaxien, besonders aber von NGC 4762 ist allerdings ein klarer Hinweis auf die linsenförmige Beschaffenheit. Linsenförmige Galaxien gelten als Bindeglied zwischen Spiralgalaxien und elliptischen Galaxien. Bei Spiralgalaxien sorgt Gas und Staub in den Spiralarmen für Sternentstehung und damit für die uns vertrauten knotigen Strukturen. Bei elliptischen Galaxien ist dieses Material verbraucht und es kommt zu keiner weiteren Sternentstehung. Linsenförmige Galaxien weisen zwar eine rotierende Scheibe auf, können aber aufgrund des fehlenden Gases und Staubes wie elliptische Galaxien keine nennenswerte Sternproduktion hervorbringen. Das ist auch der Grund, weshalb wir bei NGC 4762 keine Anzeichen eines Staubbandes finden.

NGC 4762, die östliche in EdgeOn-Lage, zeigt deutliche Ausläufer an den Enden. Zudem federt sie an beiden Enden aus, was klar auf gravitative Einflüsse hinweist. Nach Simbad wird für NGC 4762 (ca. 23 Mpc) eine Radialgeschwindigkeit von 1006 km/s angegeben, für NGC 4754 (ca. 16 Mpc) 1374 km/s. Dabei ist erstere trotz der größeren Radialgeschwindigkeit deutlich weiter entfernt. Die Unterschiede in der Radialgeschwindigkeit sind allerdings für Galaxien des Virgohaufens nicht ungewöhnlich – es würde in diesem Fall bedeuten, dass sich beide aufeinander zubewegen. Immerhin beträgt der Entfernungsunterschied ca. 21 Mio. Lj. Vorausgesetzt, diese Angaben stimmen. Damit wären die zu sehenden Gezeitenschweife nicht schlüssig.

Betrachtet man die Daten zu beiden Galaxien in der NED, so sieht die Sache ganz anders aus. In der Extra Galaktic Database der NASA werden beide mit einer Entfernung von ca. 16 Mpc angegeben. Damit werden die dargestellten Gezeitenschweife schlüssig. Es zeigt erneut, wie unsicher auch heute noch Entfernungsbestimmungen auf diesen Skalen sind. Dass beide Galaxien aber wechselwirken, ist offensichtlich.

Die Aufnahme zeigt weitere Einzelheiten. Im Hintergrund tummeln sich zahlreiche sehr weit entfernte Galaxien, die Radialgeschwindigkeiten von bis zu 78 000 km/s aufweisen. Das würde bei einem Hubble-Parameter von H0 = 73km/s/Mpc eine Entfernung von 1070 Mpc bedeuten. In Lichtjahren ausgedrückt wären das ca. 3,5 Milliarden Lichtjahre. Helligkeiten von ca. 17 bis 18 mag sind hier am meisten vertreten. Aber bis zu 19 mag sind anzutreffen.

Die invertierte und stark gestreckte Luminanzaufnahme zeigt die Hintergrundgalaxien und die Gezeitenschweife deutlich. Dabei fallen zwei schwache, aber ausgedehntere Aufhellungen auf. Für beide finden wir Helligkeiten von ca. 18,5 mag vor. Die deutlich größere scheinbare Ausdehnung von ca. 0,6 Bogenminuten lässt aber vermuten, dass es sich hier um näher gelegene Zwerggalaxien handelt. Genauere Entfernungsangaben finden sich nicht. Nicht einmal Angaben zur Radialgeschwindigkeit sind verfügbar.